misshappyreading: luchterhand
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20 November 2021

[Presseexemplar] Herbst - Ali Smith

Daniel ist ein alter Mann, gefangen in seiner sterblichen Hülle. Elisabeth war als Kind seine Nachbarin und hat den alten Daniel gern. Nun besucht sie ihn im Pflegeheim und grübelt vor dem schlafenden Daniel über ihr eigenes Leben nach. 

Das Jahreszeitenquartett der Autorin wurde von der Kritik hoch gelobt und ich dachte mir, welches Buch passt besser in den Herbst als ein Buch das genau so heißt.


Die ersten Seiten haben mich sehr verwirrt. Ein Blick in den verwirrten Geist eines Mannes der ein Jahrhundert auf dem Buckel hat.
Sobald die Erzählung bei Elisabeth angelangt war bin ich besser vorwärts gekommen.

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Ich verstehe warum dieses Buch so gelobt wurde. Der Schreibstil ist wirklich etwas besonderes und ich glaube ich habe nie ein ähnliches Buch gelesen.

Aber ich glaube ich habe mich selbst mit dem Buch überschätzt. Völlig am Ende nach deinem Tag mit zwei Kindern (unter zwei) schlug ich abends das Buch auf und musste mich so anstrengen der Geschichte zu folgen. Ich musste mich richtig durchkämpfen. 
Habe mich immer wieder dabei erwischt wie ich geistig die letzten fünf Seiten völlig abgeschalten habe und keinen Schimmer was ich überhaupt gerade lese.

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Ich werde das Buch nochmal lesen. Wenn ich geistig ausgeglichen bin und mich darauf konzentrieren kann. Denn es ist gut. Keine Frage. Aber das Buch und ich haben im Moment nicht zusammen gepasst.

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Der Schreibstil ist wahnsinnig besonders und macht definitiv das Buch aus!

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Erscheinungsdatum: Okt 2019 | Verlag: luchterhand Preis: € 22,00 [D] | ISBN: 978-3-630-87578-1 | Seiten: 272 Seiten | Sprache: Deutsch

Dies ist ein Rezensionsexemplar. Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung. 


25 Juli 2021

[Presseexemplar] Jeder Mensch - Ferdinand von Schirach

Jeder Mensch - ein knapp 30-seitiger 'Aufsatz' über das was sich ändern muss in unserer Gesellschaft. 

Wenn Herr von Schirach seine Einkaufszettel in Buchform herausbringen würde, ehrlich, ich würde es lesen. Auf jeden Fall. Und ich wäre begeistert! Für mich ein absoluter Gott der Literatur.


Wie viel 'Rezension' kann man über ein so kleines dünnes Buch schreiben? Eins das kein Roman ist. Kein Erzählung. 

Ein bisschen fühlt sich das Buch an wie eine Rede. Eine Rede die Herr von Schirach am besten jeden Tag zu sämtlichen Veranstaltungen lesen sollte wenn es nach mir geht.

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Er beginnt mit einer kleinen Geschichtsstunde. Ganz im Schirach-Stil. Knapp, informativ und doch sehr eingängig.

Ich habe das Buch wirklich eingeatmet.

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Viel mehr möchte ich gar nicht schreiben, außer: Empfehlung. 

Hervorheben möchte ich auch das alle Einnahmen die der Autor aus diesem Buch hat, an eine entsprechende Organisation gespendet werden.

Lasst uns gemeinsam an einer Zukunft arbeiten die für JEDEN MENSCH fair ist. Gemeinsam kann man Berge versetzten oder zumindest Gesetze und Grundrechte anpassen.

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Schirach ist ein Meister! Egal ob er 200 Seiten füllt oder 30 - dieser Autor ist immer lesenswert.

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Erscheinungsdatum: April 2021 | Verlag: Fischer Tor Preis: € 5,00 [D] | ISBN: 978-3-630-87671-9 | Seiten: 32 Seiten | Sprache: Deutsch

Dies ist ein Rezensionsexemplar. Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung. 


17 April 2019

[Anzeige/Rezension] Der Verräter - Paul Beatty
Dickens, Vorort von Los Angeles. Ganzer Stolz der Schwarzen Community. Der in dieser Stadt wohnhafte Erzähler erfreut sich seines ruhigen Lebens mit Wassermelonen und Marihuana. Als sein Vater durch die Kugeln eines Polizisten stirbt wird die Weltanschauung des Erzählers in Frage gestellt und er entschließt sich zu einer drastischen Maßnahme.

Bei Goodreads bin ich über dieses Buch gestolpert und war dann auch noch ganz außer mir vor Freude als ich das Cover von Luchterhand gesehen habe. So eine Geschichte begleitet einen noch lange nachdem man das Buch geschlossen hat.




Ich hatte hohe Erwartungen an das Buch und damit auch an mich. Wachrütteln soll es, schockieren. Nach ein paar Artikeln über den Auto und das Buch war ich mir sicher: das muss ich lesen!

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Lasst mich ehrlich sein, es scheiterte an mir. Denke ich zumindest. Ich bin nicht rein gekommen in die Geschichte.

Was sind die möglichen Gründe?
Leider bzw. glücklicherweise kann ich mich absolut gar nicht mit den Personen identifizieren. Als 0815 weißes Kind in Mitteleuropa habe ich nie mit echter Armut, Gangs, Rassismus (mit gegenüber) oder dergleichen zu tun gehabt.
Mir fehlte die Vorstellungskraft für die Geschichte. An dieser Formulierung saß ich lange und bin noch immer nicht ganz zufrieden. Aber irgendwie ist genau das der Fall, ich konnte das Bild in meinem Kopf quasi nicht scharf stellen.

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Das Grundkonstrukt der Geschichte ist unglaublich interessant. Ein Sklave in der heutigen Zeit. Jemand der auch noch glücklich ist mit Rassentrennung und Peitsche. Unvorstellbar (wortwörtlich für mich).

Doch irgendwie habe ich mich in der Erzählung verloren und nicht mehr wieder gefunden. Bis zum Schluss bin ich wie ein Nicht-Schwimmer durch dieses Buch geschwommen und hab am Ende nur noch nach Luft schnappen können.
Auf jeden Fall ein Erlebnis, keins was ich so schnell wieder bräuchte.


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Keine Ahnung wie ich das Buch bewerten soll, es ist irgendwie gut, irgendwie verwirrend, irgendwie schwer lesbar.
Jedem Leser kann ich nur empfehlen die Leseprobe in Anspruch zu nehmen! Schaut ob ihr mit den ersten Seiten gut zurecht kommt (hätte ich machen sollen!).

Die Optik des Buches bekommt allerdings 100%! Wie toll sieht es bitte aus?

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Harter Tobak! Nicht für jeden Leser. Irgendwie zwischen genial und schwerlesbar!

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Erscheinungsdatum: Oktober 2018 | Verlag: luchterhand| Preis: 20,00 [D] | ISBN: 978-3-630-87575-0  | Seiten: 352 Seiten | Sprache: Deutsch

Dies ist ein Rezensionsexemplar. Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung.




26 September 2018

[Anzeige/Rezension] Dann schlaf auch du - Leïla Slimani
Wie konnte es dazu kommen? Warum tötet das Kindermädchen ihre geliebten Schützlinge? Ein distanzierter Blick auf eine dunkle Geschichte.

Das Buch hat viel Aufruhr verursacht. Die Autorin wurde sehr für ihr Debüt gefeiert. Kann ich mich dem Hype anschließen?




Ja. Das Buch ist wirklich außergewöhnlich aufwühlend. Das Ende ist der Anfang. Gleich das erste Kapitel lässt einen schwer schlucken. Die Nanny eines Pariser Ehepaars tötet die beiden kleinen Kinder. Dann springt die Erzählung zum Davor.

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Die beiden Eltern suchen mit Bedacht nach einem Kindermädchen. Fleißig und liebevoll soll sie sein. Auf jeden Fall legal im Land. Schließlich vertraut man dieser Person seine Kinder an, da darf man kein Auge zudrücken. Sie finden Louise – sie ist perfekt. Nicht nur kümmert sie sich rührend um die Kinder, auch die Wohnung bringt sie auf Vordermann.

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Doch das Glück währt nicht lange, langsam schleichen sich Zweifel ein. Louise übertritt mehr als einmal eine unsichtbare Grenze zwischen Privatsphäre und Arbeit. Der Leser verfolgt alles mit angehaltenem Atem, schließlich weiß man worauf das ganze hinausläuft.

Man fragt sich: Hätte man es eher bemerken müssen? 


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Das Buch ist eine emotionale Hausnummer! Definitiv nichts für zartbeseitete-Happy-End-Liebhaber. Der Hype rührt sicher auch daher, dass dieses Thema sehr düster ist.

Geschieben ist das Buch laut Lehrbuch. Klar durchgetaktet und gewürzt mit Details. 

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Wer einen Blick in eine düstere traurige Seele sucht ist hier goldrichtig!

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Erscheinungsdatum: August 2017 | Verlag: luchterhand HC | Preis: 20,00 [D] | ISBN: 978-3-630-87554-5  | Seiten: 224 Seiten | Sprache: Deutsch

Dies ist ein Rezensionsexemplar. Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung.




19 März 2018

[Rezension] Strafe - Ferdinand von Schirach
Ferdinand von Schirach lässt wieder die Grenzen zwischen Recht und Gerecht mit klaren Worten verschwimmen. Niemand erzählt so kurz und prägnat und schafft im Leser so viel Emotionen. Der Autor schreibt über die 'Strafe'. Der Verhängen einer Strafe ist nicht zwangsläufig eine Gesetztes Entscheidung. Zwölf Geschichten stellen den Leser vor moralische Fragen die nicht einfach mit ja oder nein beantwortet werden können. Die Geschichten machen deutlich das die Grauzone deutlich größer ist als der schwarze Rahmen und der weiße Mittelpunkt.

Was soll ich sagen? Ich bin ein Schirach-Fan. 'Der Fall des Collini' war mein erstes Buch (zur Verlagsseite) und seitdem bin ich begeistert von der Erzählweise des Autors. Ich habe nicht wenige Freunde dazu genötigt seine Bücher zu lesen, keiner hat es bereut.





Am liebsten würde ich gar keine Rezension schreiben, sondern jedem ein Buch von Ferdinand von Schirach in die Hand drücken und sagen: 'Das muss man lesen. Punkt.'

Ich habe noch keinen Schriftsteller wie von Schirach entdeckt. Jedem dem ich ein Buch von ihm empfohlen habe, war begeistert danach. Ausnahmslos.
 

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Was macht die Bücher des Autor so besonders?

Zum einen der Schreibstil. Punktuell. Ohne Ausschweifungen. Mit wenigen prägnanten Sätzen schreibt von Schirach seinen Leser in eine zerrissene Stimmung. Ohne viele Worte baut er ein Szenario auf das so detailliert vor meinem inneren Auge ist wie ein Hollywood Blockbuster.

Die Moral. Jede Geschichte lässt den Leser nachdenklich zurück, stellt die moralischen Überzeugungen in Frage. Können wir nach dem Lesen eines Zeitungsartikels immer über Recht und Unrecht entscheiden? Nein.

Die Strafe. Der Titel des Buches ist (oh Wunder) das Thema. Welche Strafe kann das Gesetz auferlegen? Wie bestrafen sich die Angeklagten selbst? Welche Strafe bekommen die Angeklagten von ihrem Umfeld oder der Gesellschaft auferlegt - völlig unabhängig vom Strafmaß der Justiz? Wo und wann können wir mit unserem Wissensstand überhaupt beurteilen wie die angemessene Bestrafung ist?


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Lesen bildet. Das kann man gar nicht oft genug sagen. Nach einem Schriach Buch ist man ein anderer Mensch. Zumindest trifft das auf mich zu. Ich betrachte das deutsche Gesetz inzwischen mit anderen Augen. Ich stelle meine eigene intuitive Meinung öfter in Frage. Wie schreibt Herr von Schirach in 'Die Würde ist antastbar' so schön: Schwarmintelligenz wird oft zu Schwarmdummheit (Achtung: das Zitat ist nicht wortwörtlich aber sinngemäß).


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Das Thema dieses 'Schirach's' ist die Strafe. Was bestraft werden kann ist offentsichtlich im deutschen Gesetz verankert. Immer wieder hört man von seltsamen Gesetzen in den USA - doch auch Deutschland bietet einige Gesetzes-Kuriositäten:
  • In Deutschland ist es verboten, im Gleichschritt über eine Brücke zu marschieren. (StvO, Paragraph 27, Absatz 6)
  • In Hessen können laut Landesverfassung Verbrecher zum Tode verurteilt werden. Hingerichtet wird trotzdem niemand, weil in Deutschland Bundesrecht vor Landesrecht gilt. (Quelle focus - Stand 11/2017)
  • Wer in Deutschland eine nukleare Explosion verursacht, muss mit einer Freiheitsstrafe von 5 Jahren oder einer Geldstrafe rechnen. So steht es im § 307  Strafgesetzbuch. (Quelle StgB)
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Welche Frage liegt mir nach der letzten Seite auf der Seele:
Ist das Thema 'unsere Justiz' so langweilig wie manche denken?

Nein absolut nicht. Das hat mir Ferdinand von Schirach gezeigt. Seine Interviews sind sehr lesenswert. Ich habe ein paar herausgesucht.

Spiegel plus Artikel zum Buch: klick
Süddeutsche Zeitung - über seine Person: klick

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Stellt eure intuitive Meinung in Frage. Recht und Gerechtigkeit - welche Strafe ist angemessen? Ein Meisterwerk. Wie immer. Jeder sollte Herrn von Schirach lesen.

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Übrigens ist Ferdinand von Schirach bald in München zu einer Lesung. Ich ärgere mich so sehr dass ich leider nicht dabei sein kann weil ich im Urlaub bin (ja Urlaub ist schön - aber Herrn von Schirach live zu sehen wäre ein Jahreshighlight).

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Ich habe zwar schon mehr Bücher von dem Autor gelesen, bisher allerdings nur über eins auf dem Blog geschrieben. Bei Interesse kommt ihr hier zur Rezension von Schuld.
mehr 

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Erscheinungsdatum: März 2018 | Verlag: luchterhand | Preis: € 18,00 [D] | ISBN: 978-3-630-87538-5  | Seiten: 192 Seiten | Sprache: Deutsch

Dies ist ein Rezensionsexemplar. Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung.