[Rezension] Wie der Wind und das Meer - Lilli Beck - misshappyreading

09 Januar 2018

[Rezension] Wie der Wind und das Meer - Lilli Beck

In den letzten Tagen des Krieges 1945 treffen die Kinder Paul und Sarah aufeinander. Um nicht getrennt zu werden geben sich die beiden als Geschwister aus und überstehen die Nachkriegsjahre gemeinsam. Auch im Waisenhaus schaffen sie es trotz vieler Rückschläge zusammen zu bleiben. Einige Jahre später, als Teenager, verlieben sie sich ineinander. Doch niemand außer ihnen selbst weiß dass sie keine Geschwister sind. Und das Schicksal bleibt erbarmungslos mit ihnen.

Dieses Buch ist ein sehr interessantes Portrait der Geschwister Greve. Bis zur letzten Seite begleitet man Paul und Sarah von 1945 bis 1990 – von München nach Berlin. Ein erschreckender Gedanke der mir immer wieder kam war: Das kann tatsächlich passiert sein. Auch wenn die Geschichte soweit ich weiß reine Fiktion ist, ist der Grundgedanke sicher so ähnlich vorgekommen.




Der Klappentext verrät bereits viel (ein bisschen ZU viel) - ich hätte mich bei diesem Buch gerne mehr überraschen lassen. Die ersten 200 Seiten sind detailreich geschrieben, allerdings sehr vorhersehbar, da man aufgrund der Inhaltsangabe bereits weiß wie die ersten Nachkriegsjahre für die beiden ausgehen. 

Das kann auch der Grund gewesen sein warum ich das Buch erst ab der zweiten Hälfte spannend fand. Ab dem Moment in dem ich nicht mehr wusste wie es weiter geht - Wie sich Sarah entscheidet, wie Paul sich verhalten wird und wie die übrigen Protagonisten handeln werden.


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Die Erzählung geht über 55 Jahre und wartet daher mit einigen Zeitsprüngen auf. Die Abschnitte finde ich sehr schön gewählt, ebenso wie die Sprünge zwischen Paul und Sarah sowie München und Berlin.

Speaking of München und Berlin. Ein sehr sympathisches Detail des Buches waren die Dialekte. Oft werden in Büchern die Dialekte zu übertrieben dargestellt oder sind gar nicht vorhanden. Lilli Beck hat es geschafft diese genau richtig zu dossieren und vor allem auch glaubhaft. Besonders der bayrische Satzbau mancher Protagonisten ist mir positiv aufgefallen.

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Die Nachkriegszeit ist ein sehr interessantes Thema was Fakten angeht:
  • Europa 1945: 13 Millionen Voll- und Halbwaisen (Deutschland: 2,5 Mio Halbwaisen und 100.000 Vollwaisen (Quelle) – Syrien/Ausland 2017: 1 Mio Kriegswaisen (Quelle)
  • Das DNA-Profil oder auch genetischer Fingerabdruck genannt war erst ab 1984 bekannt - heutzutage wäre die Sache leichter zu klären gewesen
  • München war tatsächlich so zerstört dass man überlegte es komplett neu am Starnberger See auf zu bauen
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Welche Frage liegt mir nach der letzten Seite auf der Seele:
Hätte Pauls und Sarahs Geschichte anders ausgehen können?

Keine Angst, es folgt kein Spoiler an dieser Stelle. Wenn ihr das Buch lest wisst ihr warum dies meine Frage ist. Das Leben hat so viele Abzweigungen dass man oft nicht sagen kann welche Abzweigung zu welcher Kreuzung und welche Kreuzung zu welchem Kreisverkehr geführt hat. 

Aus meiner Generation stammend bedeutet, dass man einiges nicht nachvollziehen kann. Aussagen, Haltungen und Handlungen einzelner Protagonisten scheinen schrecklich ungerecht. Doch es waren andere Zeiten und vor allem andere Sitten. Ganz objektiv betrachtet ist alles bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar.

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Ein ergreifendes Portrait einer Liebesgeschichte mit kleinen Anlaufschwierigkeiten. Herzliche und glaubhafte Charaktere in einem toll ausgearbeiteten Setting. Auf jeden Fall lesenswert.

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Erscheinungsdatum: September 2017Verlag: blanvalet Preis:19,99 [D] | ISBN: 978-3-7645-0577-6 Seiten: 512 Seiten | Sprache: Deutsch

Dies ist ein Rezensionsexemplar. Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung.




3 Kommentare:

  1. Hi :)

    Der Titel des Buches gefällt mir irgendwie sehr!
    Ich habe zuvor noch nichts von dem Roman gehört, aber du hast ihm mir sehr spannend gemacht. Deine Kritik kann ich absolut verstehen, ich bin mittlerweile ein wenig von den Buchrückentexten genervt, weil sie entweder das halbe Buch verraten oder etwas ganz anderes passiert als dort angepriesen wird.

    Liebe Grüße
    Maxi von Die Vorleser

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    1. Hi Maxi,
      ja das ist wirklich immer schade :-/
      Ich lasse mich auch immer lieber von der Geschichte überraschen.
      Liebe Grüße
      Nadine

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  2. Hallo Nadine
    Ich mag Bücher, die quasi das ganze Leben einer Person erzählen sehr gerne. Allerdings ist es natürlich nicht so schön, wenn man die Hälfte des Lebens dann schon über den Klappentext erfahren hat. Es klingt aber dennoch nach einem lesenswerten Buch:)

    Liebste Grüße,
    Sonja von https://searchingforkitsch.blogspot.de

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