Zeiten des Aufruhrs ist ein moderner Klassiker - Weltliteratur. Richard Yates war scheinbar ein interessanter Mensch. Er schrieb Reden für Robert Kennedy, lebte, wie man sich das von einem Schriftsteller der Zeit vorstellt, von Zigaretten und übermäßigem Alkoholkonsum. Yates starb 1992 - den Ruhm seiner Bücher hat er nicht mehr erlebt.
Die ersten Seiten des Buches haben mich ein wenig Willenskraft gekostet. Richard Yates schreibt als sähe er April und Frank genau vor sich und als berichte er von seinen Beobachtungen. Seine ruhige Erzählung über das Alltägliche der Vorstadt ist etwas auf das man sich erst einlassen muss. Wenn man allerdings an den Punkt gekommen ist gibt es kein Zurück mehr.
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April Wheeler
Eine Hausfrau die ihren Lebenstraum Schauspielerin zu werden aufgibt. Sie heiratet Frank Wheeler, für sie der Inbegriff eines 'Mann von Welt', intellektuell, interessant und verlässlich, hält. Die triste Normalität der Vorstadt macht sie chronisch unglücklich. Sie möchte nicht der Stereotyp einer Hausfrau der Fünfziger sein, doch gleichzeitig ist sie bemüht die Fassade eben dieser aufrecht zu erhalten.
Frank Wheeler
Für den charmanten Frank scheint nichts so wichtig wie seine Männlichkeit. Er ist in einem monotonen Bürojob gefangen und schiebt die Arbeit auf anstelle sie zu erledigen. April ist eine Vorzeigefrau und er befürchtet stets dass die ihn nicht ernst nehmen oder gar verlassen könnte. Frank wirkt teilweise depressiv und aggressiv. Genau wie seine Frau ist er stets bemüht den Nachbar ein Bild einer perfekten Vorstadtfamilie zu präsentieren.
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Ein erstaunlicher Aspekt der Erzählung ist für mich die kaum vorhandene Erwähnung der beiden Kinder. Die zwei Sprösslinge von April und Frank können wenn überhaupt als Nebendarsteller genannt werden. Umso faszinierender ist dieser Punkt wenn man bedenkt dass es in dem Buch über die Ehe der Wheelers geht. Die Kinder scheinen nicht nur für den Autor, sondern auch für die Wheelers nicht mehr als eine Randnotiz zu sein.
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April und Frank sprechen viel miteinander, doch scheitern sie komplett an ihrer Kommunikation. Frank schätzt seine Frau mehrmals völlig falsch ein, als er sich ihre Reaktion auf Neuigkeiten ausmalt.
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Ein paar interessante Punkte zu Yates' Roman:
- Ursprünglich hatte das Buch im Deutschen den Titel "Das Jahr der leeren Träume" (1975)
- Yates verkaufte die Filmrechte für NUR 15.500 EUR
- Gelistet in den "All Time 100 Novels" des Times Magazines (Link zur Goodreads Liste)
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Welche Frage liegt mir nach der letzten Seite auf der Seele:
Welche Rolle spielt John Givings?
Der einzige Protagonist des Buches, welcher stets ehrlich spricht, ist John Givings. Das gibt einem zu denken! Denn John Givings ist „geistesgestört“, er bezeichnet sich selbst als schizophren. Auch Frank zieht seine Schlüsse – April ist einer Meinung mit John, ergo sie muss auch zum Seelenklempner. Erwähnenswert taucht John nur in zwei Szenen auf, doch spielt er für mein Empfinden eine ganz entscheidende Rolle. Ist die Vorstadt-Gesellschaft der 50iger wirklich so bemüht den Schein zu wahren, das nahezu niemandem ein ehrliches Wort über die Lippen kommt? John ist ein Ventil - er lässt die Luft aus dem Wasserball der perfekten Gemeinde und bringt damit zum Vorschein wie schrumpelig und lasch sie in Wirklichkeit ist.
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Reden ohne zu kommunizieren, keiner seziert eine scheiternde Ehe so gut wie Yates. Ein zukünftiger Klassiker den man auf jeden Fall lesen sollte.
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Selbstverständlich ist das Buch bereits verfilmt, und das mit dem Filmischen Traumpaar unserer Zeit: Leonardo DiCaprio und Kate Winslet.
Ich habe den Film noch nicht gesehen, das werde ich nachdem ich das Buch gelesen habe zügig nachholen. Da ich aber vor der Lektüre den Trailer gesehen habe, hatten April und Frank bereits die Gesichter von Kate und Leo.
Der Film ist übrigens bei Amazon Prime verfügbar.
*** Der Film ist übrigens bei Amazon Prime verfügbar.
Erscheinungsdatum:
September 2017 (1961) | Verlag: penguin verlag | Preis: € 10,00 [D] |
ISBN: 978-3-328-10154-3 | Seiten: 368 Seiten | Sprache: Deutsch
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