[Anzeige/Rezension] Frau im Dunkeln - Elena Ferrante - misshappyreading

08 Juli 2019

[Anzeige/Rezension] Frau im Dunkeln - Elena Ferrante

Sie beobachtet die junge Mutter mit ihrer kleinen Tochter. Faszination und unerklärliches Interesse. Ihre Kinder sind erwachsen, leben auf einem anderen Kontinent. Eine unbegreifliche Tat, die heranrollt wie eine Welle an einem italienischen Strand. 

Das Buch habe ich mir zu Hundert Prozent aufgrund der Autorin ausgesucht. Elena Ferrante schreibt unglaublich simmungsvoll und das faszinierenderweise mit wenigen Worten. Meiner Meinung nach ein echtes Ausnahmetalent.


Das erste was ich zu dem Buch schreiben muss ist die Stimmung die es auslöst. Und das schon auf den ersten Seiten. Ich war als Kind oft in Italien, am Meer, an den Ober-italienischen Seen. Mit wenigen Worten hat die Autorin in mir ein fast unbeschreibliches Gefühl ausgelöst. 
Die Luft um mich herum hat plötzlich nach Sonnencreme gerochen, in der Luft lag der Duft von Harz und warmem Teer und ich habe Möwen gehört. Nichts davon hatte die Autorin so geschrieben, und dennoch war ich mit ihr in Italien.


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Ich sehe mich mit Elena Ferrante (die kein Gesicht hat, weil der Name ja auch nur ein Pseudonym ist) auf wackeligen Plastik Stühlen an einem kleinen Strand Kiosk am italienischen Meer. 
Vor uns sitzt Leda unter einem fransigen Sonnenschirm, mit ausgeblichenen gelben Streifen und beobachtet die laute Familie.

Ich sehe das klar und deutlich vor meinem inneren Auge. Ich rieche, ich schmecke, ich höre. 

Und dann das Cover. Ich fühle dieses Bild fast körperlich. Genau da war ich. Genau diese Leute habe ich auch schon beobachtet. Ich weiß wie sich der leicht raue Sand zwischen den Zehen anfühlt. Wie das lauwarme San Pellegrino schmeckt und die Kokosnussstücke die ein dunkelhäutiger Mann aus einem Plastikeimer verkauft. 

Dieses Buch ist mir alleine schon heilig, weil es mich an viele Sommer meiner Kindheit erinnert.

Und ich habe noch nicht mal von der Geschichte gesprochen, sondern nur vom Flair und dem Schauplatz bisher...

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Die Geschichte ist recht melancholisch und ein wenig deprimierend. Leda erwähnt zwar oft genug (gedanklich) wie sehr sie ihre Töchter liebt, doch fügt stets an dass sie sich selbst mehr liebt. Sie hat keine besonders hohe Meinung von ihren Kindern und ist teilweise sogar sehr gehässig.

Diese hässlichen Charakterzüge machen sie zu einem nicht besonders tollen Menschen aber durchaus zu einer spannenden Protagonistin.

Identifizieren kann und will man sich nicht mit ihr, doch wie so oft finden wir Menschen besonders spannend die weit ab der Norm fungieren.  


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Wer Ferrante mag muss diese kurze aber aufwühlende Geschichte lesen. Ehrlich und hässlich wie das Leben eben sein kann.

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Erscheinungsdatum: Feb 2019 | Verlag: suhrkampPreis: € 22,00 [D] |ISBN: 978-3-518-42870-2  | Seiten: 188 Seiten | Sprache: Deutsch

Dies ist ein Rezensionsexemplar. Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung.




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